Anfang der 1970er Jahre untersuchte der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky die gesundheitlichen Folgen der Überlebenden der Konzentrationslager. Er befragte dazu Frauen verschiedener ethnischer Gruppen und stellte überraschend fest, dass fast ein Drittel von ihnen psychisch stabil und bei guter Gesundheit war. Die Frauen, die nach diesen traumatischen Erlebniserfahrungen in Kriegen, in einem anderen Land ihre neuen Existenzen aufgebaut haben, lieferten den Grundstein für sein Modell der Salutogenese und zur Veröffentlichung seines Buches „Health, Stress and Coping“ im Jahr 1979. Seine Fragen richteten sich nach dem Wie? Fragen nach den Faktoren und Ressourcen, die es den Frauen ermöglicht haben, gesund und stabil zu bleiben. Antonowsky ging davon aus, dass die Menschen selbst einen wesentlichen Einfluss auf ihren Gesundheitszustand haben und dass Krankheit und Gesundheit sich in einem ständigen Prozess befinden.
Sein Konzept der Salutogenese (lat. Salus = Unverletztheit, Heil, Glück, griech. Genesis = Entstehung) beschäftigt sich mit der Fragestellung: „Warum bleibt der Mensch gesund?“ Diese salutogenetische Sichtweise ermöglichte es Antonovsky, ein wichtiges Teilkonzept, das Kohärenzmodell, zu entwickeln, das bis heute eine große Rolle spielt: Seine Erkenntnisse aus Forschungen zur Gesundheit lieferten als Grundlage zum Salutogenese Modell drei Aspekte, die unter dem Begriff „Sense of Coherence“ kurz: SOC geführt werden.
- Verstehbarkeit, das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben und es gestalten zu können,
- Handhabbarkeit, die Fähigkeit, die Erlebnisse zu verstehen und einzuordnen
- Sinnhaftigkeit, die Überzeugung, dass Anstrengungen und Herausforderungen einen Sinn haben
Ähnlich wie Bandura 1997 den Begriff der Selbstwirksamkeit geprägt hat, beschreibt der Begriff Sence of Coherence ein Urvertrauen und Selbstvertrauen in sich selbst, eine Form der positiven Haltung des Menschen gegenüber dem Leben, die er im Laufe seines Lebens entwickelt hat.